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Chronologie 2018: Tötungsdelikte an Frauen und Mädchen

Große Trauer nach dem Tod des 7-jährigen Mädchens in Wien-Döbling.
Große Trauer nach dem Tod des 7-jährigen Mädchens in Wien-Döbling. ©APA
Die Förderungen für Frauenprojekte fallen heuer um 700.000 Euro niedriger aus als noch 2017. Das berichtete die "Presse" am Dienstag. Schätzungen von Opferschutzeinrichtungen zufolge steigt in Österreich die Zahl der Femizide an. Eine Chronoligie der an Frauen verübten Tötungsdelike ind Österreich im ersten Halbjahr 2018 (Auswahl.)
Innenministerium stoppt Projekt

Mehrere Organisationen sehen sich durch diese Kürzungen in ihrer Existenz bedroht. Kritik kommt von Frauenring und Gewerkschaftsbund.

Wien. Beide forderten in Aussendungen am Dienstag eine finanzielle und rechtliche Absicherung der Frauenorganisationen. Immerhin würden diese schon seit Jahrzehnten unverzichtbare Arbeit leisten, vor allem in den Bereichen Bildung, Gewaltprävention und Empowerment von Frauen, so der Österreichische Frauenring (ÖFR). Das Frauenressort sei seit jeher unterdotiert, “und die Regierung kürzt auf dem Rücken der Frauen weiter”, kritisiert ÖFR-Vorsitzende Klaudia Frieben. Der Frauenring hat sich deshalb am Dienstag mit einem Offenen Brief an die Regierung, den Bundespräsidenten und die Nationalratsabgeordneten gewandt.

Unterstützung erhält der Frauenring vom Österreichischen Gewerkschaftsbund (ÖGB). Korinna Schumann, Vizepräsidentin und Bundesfrauenvorsitzende des ÖGB, kritisiert insbesondere Frauenministerin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP): “Frau Bundesministerin, so schafft man keine Stabilität, keine Sicherheit und kein Vertrauen.” Schumann sieht die “wertvolle Arbeit” der Frauenberatungsstellen durch die Kürzungen gefährdet. Einige könnten gezwungen sein, ihre Arbeit einzustellen.

Tötungsdelikte an Frauen im 1. Halbjahr 2018 in Österreich

Nach Angaben der Wiener Polizei kam es heuer in der Bundeshauptstadt zu 15 Tötungsdelikten. Eine Chronologie der an Frauen verübten Tötungsdelikte in Österreich im ersten Halbjahr 2018 (Auswahl).

3. Jänner: Eine 45 Jahre alte Frau wird in ihrer Wohnung in Wien-Leopoldstadt erstochen aufgefunden, nachdem die Leiche des Vaters ihrer Tochter auf dem Gehsteig vor dem Haus entdeckt worden ist. Die zehn Jahre alte Tochter wird bewusstlos in ein Krankenhaus gebracht. Da auch Angehörige keine Erklärung für die Tat fanden, werden psychische Probleme als Auslöser angenommen.

24. Februar: Ein 51-jähriger Oststeirer tötet in St. Stefan im Rosental seine Schwester (56) und seinen Bruder (52) mit einem Küchenbeil und verletzt auch auf seine Mutter schwer. Nach den Taten erhängt sich der Mann. Die 75-jährige Mutter erliegt zwei Wochen später im Krankenhaus ihren Verletzungen. Das Motiv bleibt ungeklärt.

5. März: In Bad Schallerbach (Bezirk Grieskirchen) in Oberösterreich wird eine 46-jährige Frau erstochen. Als Tatverdächtiger wird ein 44-Jähriger festgenommen. Dort war es offenbar zu einem Streit zwischen dem späteren Opfer und dem Tatverdächtigen gekommen.

27. März: Zwei Bluttaten an Frauen binnen weniger Tage in Niederösterreich: Nach einem in Schwechat (Bezirk Bruck a.d. Leitha) entdeckten Verbrechen gesteht der ehemalige Lebensgefährte, die zweifache Mutter (31) getötet zu haben. Sie stirbt durch fünf Messerstiche in die Brust und in den Rücken.

29. März: Nur zwei Tage später eskaliert in einem Einfamilienhaus in Schrattenthal (Bezirk Hollabrunn) eine zunächst verbale Auseinandersetzung eines Ehepaares: Eine 48-Jährige erleidet tödliche Messerstiche. Ihr sechs Jahre älterer Mann gesteht die Bluttat. Medienberichten zufolge wollte sich die Frau, Mutter zweier erwachsener Kinder, scheiden lassen.

10. April: Eine 65-jährige Frau wird in ihrer Wohnung in Wien-Favoriten getötet. Unter Tatverdacht wird ihr 25-jähriger Sohn festgenommen, der kurz darauf gesteht, sie durch Schläge und Tritte gegen den Kopf getötet zu haben. Als Motiv nennt er Leistungsdruck seitens seiner Mutter, dem er nicht mehr gewachsen gewesen sei.

13. April: Im Neusiedler See wird im Bereich der Ruster Bucht (Bezirk Neusiedl am See) der Torso einer Frau gefunden. Bei der Leiche fehlten Kopf sowie Arme und Beine, der Kopf wurde am Abend des selben Tages entdeckt. Die Tote dürfte sich bereits mehrere Monate im See befunden haben. Ende April wird ein 63-jähriger Ex-Häftling festgenommen, der gesteht, die Ungarin erwürgt, zersägt und im See versenkt zu haben. Der Fall löst Debatten um Mängel beim Maßnahmenvollzug aus.

16. April: Ein 73-jähriger Klagenfurter erwürgt seine um zwei Jahre jüngere Schwester und begeht Selbstmord. Eine Freundin des Opfers schlug Alarm, weil die 71-Jährige zu einem vereinbarten Treffen nicht aufgetaucht war. Schon länger dürfte es Geld- und Erbstreitigkeiten gegeben haben. Laut Ermittlern hat die 73-Jährige “immer Angst” vor ihrem Bruder gehabt.

10. Mai: Im Bezirk Leoben wird die blutüberströmte Leiche einer 50-jährigen Frau in ihrem Einfamilienhaus in St. Peter-Freienstein gefunden. Als Verdächtiger wird ihr Sohn festgenommen, der nach Angaben der Polizei die Tat gesteht.

12. Mai: Ein siebenjähriges Mädchen wird durch einen Stich in den Hals getötet, seine Leiche im Müllcontainer eines Gemeindebaus in der Heiligenstädter Straße in Wien-Döbling gefunden. Wenig später wird ein erst 16-jähriger Nachbar der Familie festgenommen, der schließlich gesteht, das Kind in der Badewanne seiner Wohnung getötet zu haben. Als Motiv gibt er eine “allgemeine Wut” an.

20. Mai: Eine 59 Jahre alte Frau wird in Wien-Favoriten auf offener Straße erstochen. Ihr 67-jähriger Ex-Mann wird festgenommen und gesteht die Tat. Das Paar hat nach Angaben der Polizei in Scheidung gelebt.

24. Mai: Eine 43 Jahre alte Frau wird in einer Wohnung am Arthaberplatz in Wien-Favoriten getötet. Gefunden wird die Tote von ihren erwachsenen Töchtern, die beiden Frauen verständigen den Notruf. Als Verdächtiger wird der 61-jährige Ehemann festgenommen. Dieser gesteht während seiner Einvernahme und gibt als Motiv Eifersucht an.

29. Mai: In Wien-Wieden wird eine 35-jährige Frau auf offener Straße von ihrem Ex-Freund erschossen. Der 38-Jährige feuert mehrmals mit einer Pistole auf die Frau, ehe er sich selbst tötet. Das Motiv wird mit dem Ende der Beziehung (durch die Frau) und der Eifersucht des Mannes in Zusammenhang gebracht. Bereits am 9. Mai wurde der 38-Jährige wegen schwerer Nötigung angezeigt – Opfer sei die Ex-Partnerin gewesen, die er mit dem Umbringen bedroht haben soll. Der Mann wurde auch mit einem Betretungsverbot für die Wohnung der 35-Jährigen belegt, das zum Zeitpunkt der Tat aber ausgelaufen war. Die Frau hinterlässt einen minderjährigen Sohn.

25. Juni: Mit dem Tod einer 27-jährigen Frau endet der Beziehungsstreit eines rumänischen Paares in Bregenz. Die Frau stürzt im Zuge der Auseinandersetzung aus einem Fenster der gemeinsamen Wohnung im zweiten Obergeschoß. Ihr Partner (30) springt Stunden später auf der Flucht vor der Polizei aus demselben Fenster. Er befindet sich im künstlichen Tiefschlaf und überlebt. Die vier Kinder des Paares lebten ebenfalls in der Wohnung. Die Staatsanwaltschaft ermittelt vorerst wegen Mordes.

(APA/Red)

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