Der britische Regisseur David Mackenzie (“Perfect Sense”) erzählt in seinem modernen Western von zwei Brüdern, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Toby, gespielt von Chris Pine, und Tanner (Ben Foster) haben jedoch ein gemeinsames Ziel: Sie wollen Banken überfallen und so die elterliche Farm retten. Verfolgt wird das Brüderpaar von einem alt gedienten texanischen Polizisten kurz vor dem Ruhestand, verkörpert von Jeff Bridges.
Hell or High Water – Die Handlung
Toby Howard ist ein attraktiver junger Vater zweier Kinder, der von seiner Frau geschieden ist. Sein Bruder, der hitzköpfige Tanner, wurde gerade erst aus dem Gefängnis entlassen. Zusammen wollen sie das in Westtexas gelegene Familienanwesen davor bewahren, dass es an die lokale Texas Midlands Bank zurückfällt. Um die Zinsen bezahlen zu können, machen sich die Brüder daran, eine Filiale der Texas Midlands Bank nach der anderen zu überfallen. Auch wenn sie immer darauf achten, möglichst keinen Bankmitarbeiter und auch keinen der anwesenden Kunden zu verletzen, ist es doch nur eine Frage der Zeit, bis dann doch etwas schief gehen muss. Der betagte Texas Ranger Marcus hat unterdessen seine ganz eigenen Methoden und Wege, dem Brüderpaar auf die Schliche zu kommen.
Hell or High Water – Die Kritik
Als Chris Pine 2009 in “Star Trek” erstmals in die Rolle des Captain Kirk schlüpfte und damit auch international auf sich aufmerksam machte, hätte man kaum ahnen können, dass der damals noch recht glatt wirkende Amerikaner einmal eine so unfassbar coole und zugleich reife Schauspielleistung hinlegen würde wie nun in “Hell or High Water”. Der heute 36-Jährige stattet seinen Toby Howard mit teils atemberaubenden Blicken und Bewegungen aus, die einen zuweilen an Ikonen wie James Dean denken lassen. Sein Filmpartner Ben Foster kann da zwar nicht ganz mithalten. Die nervöse Art seines Tanners aber, der wie eine tickende Zeitbombe wirkt, ist ähnlich faszinierend. Jeff Bridges greift unterdessen auf bewährte Stärken zurück: Mal erinnert er an seinen Jeff “The Dude” Lebowski, mal an den von ihm 2009 verkörperten, heruntergewirtschafteten Country-Sänger in “Crazy Heart” – lässig und souverän wie eh und je. Und doch bekommt man den Eindruck, dass Bridges hier mehr eine Karikatur seiner selbst abliefert als eine neue Figur.
Bei allem verdienten Lob weist “Hell or High Water” allerdings auch Schwächen auf. So kann man sich daran stoßen, dass der Film fast gänzlich auf starke Frauenauftritte verzichtet. Auch das von Taylor Sheridan geschriebene, zweifellos packende Drehbuch ist hie und da etwas zu konventionell und vorhersehbar geraten; langweilig aber ist einem hier nie. Das liegt nicht zuletzt an der unglaublich dichten, die Zuseher direkt einnehmenden Stimmung, die der Film kreiert – eine Atmosphäre, die durch die melancholische Musik von Nick Cave und Warren Ellis noch unterstrichen wird. Ein zunächst überraschender, momentweise gar Quentin Tarantino-hafter Humor, sorgt indes dafür, dass “Hell or High Water” von der eigenen Schwermut nie erdrückt wird.
(APA)