In Altach durchgestartet und bei David Villa und Gareth Bale gelandet
Als der damals 19-jährige Ismael Tajouri-Shradi am 30. Jänner 2014 zum SCR Altach wechselte, war er für viele im Ländle ein unbeschriebenes Blatt. Ausgeliehen von der Wiener Austria, suchte der in Genf geborene Flügelspieler vor allem eines: Spielzeit. Was folgte, war mehr als nur ein klassisches Leihgeschäft, es war der Beginn einer engen Verbindung zwischen Spieler und Klub.
In der 2. Liga spielte sich Tajouri-Shradi rasch in die Herzen der Altacher Fans. Mit vier Toren und fünf Vorlagen in 15 Spielen hatte er entscheidenden Anteil daran, dass der SCR Altach die Saison 2013/14 als Meister beendete und den Aufstieg in die Bundesliga fixierte. Der rechte Offensivmann war kaum zu fassen, seine Tempodribblings sorgten regelmäßig für Raunen auf den Tribünen.
Auch in der höchsten Spielklasse hielt Tajouri-Shradi das Niveau: Zwischen 2014 und 2016 absolvierte er weitere 47 Bundesligaspiele sowie fünf im ÖFB-Cup und wurde zu einem Fixpunkt im offensiven Mittelfeld. Zehn Tore und 16 Vorlagen sprechen eine deutliche Sprache, doch es war vor allem seine Energie, die in Erinnerung blieb. Ein Spieler, wie ihn Altach nicht oft gesehen hat.
Von Wien in den Big Apple
Im Sommer 2016 war Schluss im Ländle. Austria Wien rief zurück und Tajouri-Shradi ging. In Wien wartete die Europa League: 19 Spiele in Qualifikation und Gruppenphase, internationale Erfahrungen, die seinen Weg ebnen sollten. Denn im Jänner 2018 kam das Angebot, das alles veränderte: New York City, der MLS-Klub aus der City-Football-Group, wollte ihn.
Tajouri-Shradi sagte zu und startete im Big Apple durch. In der Metropole blühte er auf, spielte 98-mal für den Klub, erzielte 29 Tore, bereitete sieben vor. Auf dem Platz stand er neben Größen wie dem spanischen Weltmeister David Villa, außerhalb war er plötzlich Teil einer globalen Fußballfamilie. Sein Name wurde in US-Fußballkreisen zum Begriff, als wendiger, torgefährlicher Außenspieler mit europäischem Format.
Danach ging es Schlag auf Schlag: Wechsel zu Los Angeles FC, wo er mit Weltstars wie Gareth Bale, Giorgio Chiellini und Carlos Vela die Kabine teilte. Weitere Stationen in der MLS folgten bei New England Revolution und Minnesota United. Tajouri-Shradi war längst ein erfahrener Profi mit internationaler Vita.
Rückkehr nach Europa und ein neues Kapitel in der Heimat
2023 führte ihn sein Weg zurück nach Europa, auf die Mittelmeerinsel Zypern, zu Omonia Nikosia. Ein halbes Jahr lang spielte er für den zyprischen Traditionsverein, ehe er im Februar 2024 endgültig in sein Heimatland Libyen zurückkehrte.
Zunächst trug er das Trikot des SC Asswehly, bevor er in der aktuellen Saison zum 14-fachen libyschen Meister Al-Ahli Tripolis wechselte. Dort steht er nun bis Sommer 2027 unter Vertrag. Und obwohl der Glanz der großen Stadien vielleicht verblasst ist, bleibt der Fußball für ihn Leidenschaft und Berufung.
Ein Spieler zwischen zwei Welten
Ismael Tajouri-Shradi ist mehr als nur ein Wandervogel des Fußballs. Er ist ein Bindeglied zwischen Kontinenten, Kulturen und Ligen. Siebenmal lief er bislang für die libysche Nationalmannschaft auf, seit 2016 besitzt er auch die österreichische Staatsbürgerschaft. In ihm vereinen sich Schweizer Geburtsort, österreichische Ausbildung und libysche Wurzeln zu einer einmaligen Karrieregeschichte.
(VOL.AT)