Auch wenn die Betriebskosten für heuer erst 2023 abgerechnet werden, die Teuerungskrise trifft auch die Wohnbau-Unternehmen. "Mit Ende August hatten wir um 30 Prozent mehr offene Rechnungen und Mahnungen", berichtete die Obfrau der gemeinnützigen "Alpenland" in Niederösterreich, Isabella Stickler, am Mittwoch bei einem Pressegespräch der ARGE Eigenheim in Salzburg. Die Mitglieder der ARGE beraten diese Woche in St. Wolfgang über Maßnahmen gegen die Teuerung.
Wohnbau-Firmen fordern wegen der Teuerung Delogierungsverbot
Herwig Pernsteiner, stellvertretender Obmann des Österreichischen Verbands gemeinnütziger Bauträger, hat sich die Mehrkosten für eine durchschnittliche 75-Quadratmeter-Wohnung ausgerechnet, die mit Gas (inkl. Warmwasser) beheizt wird. Die reine Miete betrug 2021 wie auch heuer 330 Euro. Die Betriebskosten seien hingegen von 160 auf 216 Euro und die Heizkosten von 26 auf 140 Euro gestiegen. Ergibt unterm Strich nun 770 statt davor 568 Euro (brutto) im Monat. Kalkuliert man mit einem Gaspreis von 31 Cent pro Kilowattstunde (der Preis Ende der Vorwoche), würden die monatlichen Wohnkosten sogar auf 873 Euro steigen. In diese Rechnung sind private Stromkosten der Bewohner noch nicht inkludiert.
Teuerung: Bauträger fordern Überbrückuns-Hilfen beim Wohnen
"Wir müssen hier rasch eine Überbrückung schaffen, bis Hilfe von der öffentlichen Hand kommt", betonte Stickler. Notwendig seien sehr langfristige Ratenvereinbarungen, wobei den Betroffenen klar sein müsse, dass die Zahlungen nur gestreckt und nicht geschenkt seien, ergänzte Christian Struber, der Bundesobmann der ARGE. Ins Gebet will er auch die Energieversorger nehmen. Diese hätten einen Topf für Menschen, die ihre Rechnungen nicht mehr begleichen können, und damit solle verhindert werden, dass es zu Abschaltungen kommt. Zudem wird ein gesetzliches Delogierungsverbot analog zur Corona-Hilfe eingefordert. Dennoch seien all diese Maßnahmen bloß ein Heftpflaster für rasche Hilfe, denn längerfristig sei eine Systemänderung nötig. Da derzeit das teuerste Gaskraftwerk den Strompreis an der Börse vorgebe, obwohl der Gasanteil in der Stromerzeugung nur zehn Prozent ausmache, forderte Struber, den Gashandel für drei Jahre von der Börse zu nehmen.
Strom- und Heizkosten sind für Mieter enorm gestiegen
Struber betonte aber, dass der Schlüssel auch beim Verbraucher selbst liege. Er hat für ein Wohnhaus in Salzburg die Betriebskosten aller 24 Wohnungen verglichen und dabei festgestellt, dass die Differenz zwischen niedrigster und höchster Rechnung 200 Prozent ausmache. "Das ist schon auch ein Hebel für eine dauerhafte Lösung", so der Obmann.
Die ARGE Eigenheim ist ein Zusammenschluss von rund 100 ÖVP-nahen Wohnbauunternehmen in Österreich mit einem Verwaltungsbestand von über 400.000 Einheiten, rund 5.000 Mitarbeitern und einem jährlichen Bauvolumen von mehr als einer Milliarde Euro.
(APA/Red)