Besserer Jugendschutz beim Kauf von Nikotinprodukten gefordert: Trafikanten-Obmann nimmt Produkte aus dem Regal

Der VOL.AT-Bericht über die Altersverifikation beim Online-Bezug von Nikotinbeuteln sorgt für starke Reaktionen in der Branche. Christian Hafner, Landesobmann der Tabaktrafikanten in Vorarlberg und stellvertretender Bundesobmann, zeigt sich im Gespräch mit VOL.AT zutiefst empört über das Verhalten einzelner Anbieter.
Video: Lokalaugenschein bei Christian Hafner

Kritik an Gratisproben im Onlinehandel
Aus Sicht der Trafikanten sei der stationäre Verkauf klar reguliert. "Ich kann mit hundertprozentiger Überzeugung sagen, dass der Jugendschutz bei uns in der Trafik funktioniert." Man werde regelmäßig von verschiedenen Behörden kontrolliert und halte sich streng an die Vorgaben.
Hafner zeigt sich im Gespräch mit VOL.AT besorgt über die Verfügbarkeit von Nikotinbeuteln im Internet. Der Onlinehandel sei "völlig unreguliert". Er verweist auf eigene Recherchen bzw. einen Selbsttest, wonach verschiedene Anbieter sehr unterschiedliche Methoden der Altersverifikation nutzen – teils "unzureichend". Besonders kritisch sieht er den Versand kostenloser Testpakete durch bestimmte Anbieter. "Das ist für mich definitiv verantwortungslos." Es gebe aber auch Industriepartner, die "grundsätzlich den Versandhandel, auch kostenlose Proben, gar nicht führen, sondern die ausdrücklich darauf hinweisen, dass es nur im Fachhandel zu beziehen ist", so Hafner.

Jugendliche und Nikotinbeutel: "Es darf nicht passieren"
Er betont: "Es darf nicht passieren, dass Jugendliche Zugriff auf solche Produkte haben." Als Trafikanten wolle man es "tunlichst vermeiden", dass Jugendliche "mit solchen Produkten beginnen." Der Trafikant ist für eine stärkere Regulierung des Marktes. "Ich bin dafür, dass Nikotinpouches auch vielleicht die E-Zigaretten in eine Monopolisierung bringt, wo vielleicht der Jugendschutz wieder klar reguliert ist über eine Trafik", gibt er zu verstehen. Online-Handel und Gratispakete wären dann laut ihm bald Geschichte.

Erste Konsequenzen bereits gezogen
In seiner eigenen Trafik hat Hafner, wie im Vorfeld gegenüber VOL.AT angekündigt, bereits reagiert: Produkte von "Nordic Spirit" aus dem Sortiment genommen – eben dem Anbieter, der einem VOL.AT-Leser durch die beworbenen Gratispakete auffiel. "Bitte, Industrie, lasst solche Sachen", meint er. "Ich fühle mich in der Verpflichtung, wenn die Industrie den Jugendschutz nicht in unserem Sinne erfüllen kann", erklärt er den Schritt. Kundenreaktionen auf die Auslistung habe es bislang keine gegeben, da es sich um Produkte handle, die im Markt noch nicht so stark vertreten seien.

Er habe die Maßnahme als Trafikant und nicht als Funktionär für sich selbst getroffen, betont Christian Hafner. Es obliege jedem selbst, was er damit mache und wie er reagiere. "Ich denke mal, dass auch andere solche Maßnahmen setzen werden."
Die Nikotinbeutel des Herstellers wurden sowohl in den Regalen der Trafik als auch in den Automaten vor dem Geschäft entfernt. Ganz bewusst wurden die Plätze leer gelassen, wie Hafner zu verstehen gibt. Ein entsprechender Hinweis wurde angebracht.

Digitale Alterskontrolle als Lösung?
Parallel zu seiner Kritik am Onlinehandel verweist Hafner auf neue Ansätze zur Altersverifikation im stationären Verkauf. In mehreren Trafiken in Vorarlberg, darunter seiner in Mäder, wird aktuell ein Pilotprojekt getestet, bei dem mithilfe künstlicher Intelligenz das Alter der Kunden erfasst wird – wahlweise per Gesichtsscan oder Ausweiserkennung. Ziel ist es, den Jugendschutz weiter zu stärken.

Forderung nach Regulierung und Monopolisierung
Hafner spricht sich klar für strengere gesetzliche Vorgaben aus: "Ich bin dafür, dass der Markt stärker reguliert wird." Er befürwortet eine Monopolisierung der Nikotinbeutel nach dem Modell der Trafiken – analog zu klassischen Tabakwaren. Damit könnten laut Hafner Vertriebswege, etwa über das Internet oder kostenlose Proben, wirksam unterbunden werden.
Ein entsprechender Gesetzesentwurf befinde sich derzeit in Vorbereitung, gibt der stellvertretende Bundesobmann der Tabaktrafikanten gegenüber VOL.AT zu verstehen. "Die Einarbeitung in die Regierung ist ziemlich intensiv", meint Hafner. Er hofft, dass dieser Entwurf in den nächsten Wochen in die Begutachtung geht und noch in den nächsten Monaten im Nationalrat behandelt wird.
Perspektive auf EU-Debatte zu Filterverbot
Zur Diskussion rund um ein mögliches Verbot von Filterzigaretten äußert sich Hafner ebenfalls kritisch. Seiner Meinung nach sei ein solches Verbot gesundheitspolitisch nicht zielführend. "Unabhängig davon, sie ist tödlich – da muss man gar nicht drüber diskutieren." Es gebe alternative Produkte. Die Vertriebssituation in Österreich sieht er hingegen als vergleichsweise gut geregelt: "Was ich schon vertreten kann, ist, dass man die Vertriebsstellen in Europa dementsprechend einschränkt", so der Trafikant. In Österreich gebe es ohnehin das sozialpolitisch gestützte Monopol, in dem nur Menschen mit Beeinträchtigung Trafiken führen dürfen. "In Österreich ist es übrigens so, dass wir sowieso jährlich ungefähr 200 Vertriebsstellen reduzieren."
(VOL.AT)