Drittel der Lehrer unterrichtet anfangs fremdes Fach

Besonders hoch ist der Anteil unter Berufseinsteigern ohne klassisches Lehramtsstudium, die als Quereinsteiger oder mit einem Sondervertrag zum Unterrichten gekommen sind (45 bzw. 60 Prozent). Zuletzt hatte bereits die OECD-Studie TALIS 2024 gezeigt, dass in Österreichs Lehrerinnen und Lehrer insgesamt vergleichsweise oft ein Fach unterrichten, für das sie nicht oder nur teilweise ausgebildet sind (sieben bzw. neun Prozent). Im EU-Schnitt waren es nur vier bzw. acht Prozent.
Lehrverpflichtung teilweise zu hoch
Das Stundenausmaß des fachfremden Unterrichts ist laut der Studie, die Teil eines mehrjährigen Kooperationsprojekts aller österreichischen PH und der PH-Rektorenkonferenz ist, teilweise recht hoch: Ein Viertel berichtet darin von acht bis zwölf Stunden pro Woche, sieben Prozent von 22 bis 25 Stunden. Ein Drittel unterrichtet laut Befragung zwei bis fünf Stunden ein Fach, ohne voll dafür ausgebildet zu sein.
Insgesamt halten die Berufseinsteiger im ersten Jahr im Schnitt 17 Unterrichtsstunden. Rund ein Drittel hat allerdings eine volle Lehrverpflichtung von 22 Wochenstunden oder sogar mehr. Das ist mehr als das erlaubte Höchstmaß in der Induktionsphase, die eigentlich durch Maßnahmen wie Mentoring, Beobachtung des Unterrichts erfahrener Kollegen und Coaching an den PH den Einstieg in den Unterrichtsalltag erleichtern soll.
Gefahr der Überforderung
Neben dem klassischen Unterrichten wird ein Teil der Berufseinsteiger auch für Aufgaben wie Sprachförderung, Inklusion bzw. an ganztägigen Volksschulen für Lernstunden eingesetzt. Relativ oft sind sie im ersten Jahr auch als Klassenvorstand bzw. Klassenlehrer tätig, obwohl das in der Induktionsphase per Gesetz eigentlich nicht vorgesehen ist. In der Sekundarstufe ist über ein Viertel als Klassenvorstand eingeteilt. An den Volksschulen, wo diesbezüglich Ausnahmen erlaubt sind, sind über 31 Prozent als Klassenlehrer im Einsatz.
"Die hohen Anteile an fachfremdem Unterricht und der zunehmende Trend des verfrühten Berufseinstiegs deuten auf systemische Probleme hin", wird in der Studie kritisiert. Wenn Ausbildung und Unterrichtseinsatz nicht zusammenpassen, habe das nicht nur Einfluss auf die Unterrichtsqualität, sondern auch die Zufriedenheit der Junglehrer mit ihrem Beruf. Eigentlich nicht vorgesehene Zusatzaufgaben wie Klassenvorstandstätigkeiten könnten die Berufseinsteiger ebenfalls belasten bis überfordern.
(S E R V I C E - Pädagogische Hochschulen Österreichs (Hg.): "Berufseinstieg Lehramt", Beltz Juventa, 225 Seiten, 54,00 Euro)
(APA)