Drohnenvideo enthüllt: Hamas soll Übergabe von Geisel-Leichen inszeniert haben
Ein israelisches Drohnenvideo, das am Montag veröffentlicht wurde, zeigt, wie mehrere Männer in Gaza einen weißen Leichensack aus einem Gebäude tragen, in ein Erdloch werfen, vergraben – und wenig später mit Fotografen erneut ausgraben. Das Material soll belegen: Die Hamas habe die Rückgabe von Geisel-Leichen an Israel bewusst manipuliert, um internationale Aufmerksamkeit zu erzeugen.
Nach Angaben des israelischen Militärs handelt es sich bei den gezeigten Männern um mutmaßliche Hamas-Mitglieder. Die Aktion sei demnach Teil einer gezielten Täuschung gewesen – mit dem Ziel, die Öffentlichkeit und Hilfsorganisationen zu täuschen.
Rotes Kreuz bestätigt "gefälschte Bergung"
Ungewöhnlich klar äußerte sich dazu das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK). In einer Stellungnahme vom Dienstagabend erklärte die Organisation, ihr Team habe zwar die Übergabe der Leichenteile beobachtet, jedoch keine Kenntnis davon gehabt, dass diese zuvor vergraben worden waren.
Wörtlich heißt es: "Unser Team beobachtete lediglich die Bergung der sterblichen Überreste – ohne vorherige Kenntnis der Umstände, die dazu geführt hatten." Das Verhalten der beteiligten Personen sei "inakzeptabel".
Identität des Opfers: Ofir Tzarfati (†27)
Laut israelischen Medien soll es sich bei den in dem Video vergrabenen Körperteilen um sterbliche Überreste von Ofir Tzarfati handeln. Der 27-jährige französisch-israelische Staatsbürger war am 7. Oktober 2023 beim Nova-Festival von der Hamas entführt und später für tot erklärt worden. Die israelische Armee hatte seinen Leichnam bereits im November 2023 aus dem Gazastreifen geborgen – allerdings fehlten einzelne Körperteile, die offenbar zurückgehalten wurden.
Ofirs Familie reagierte mit Entsetzen auf die Aufnahmen: "Heute Morgen wurden uns Videoaufnahmen gezeigt, die zeigen, wie die sterblichen Überreste unseres geliebten Sohnes abtransportiert, begraben und dem Roten Kreuz übergeben werden", teilten die Angehörigen mit. Es handle sich um eine "abscheuliche Manipulation", die das Ziel habe, das Waffenruhe-Abkommen zu sabotieren.
Israelische Regierung erhebt schwere Vorwürfe
Das israelische Außenministerium reagierte scharf auf die Veröffentlichung der Aufnahmen. In einer Mitteilung hieß es: "Die Hamas lügt. Sie weiß, wo die restlichen Geiseln sind." Man werfe der Organisation vor, die Leichen von Geiseln bewusst zurückzuhalten und ihre Rückgabe zu verzögern – ein schwerer Vorwurf, der auch das fragile Waffenstillstandsabkommen belastet.
Israels Premierminister Benjamin Netanjahu bezeichnete die Übergabe der angeblich neu gefundenen Überreste als "klare Verletzung" des Abkommens. Die Reaktion folgte prompt: Am Dienstag ordnete er neue Luftangriffe auf Ziele im Gazastreifen an. Zuvor war bekannt geworden, dass Hamas-Kämpfer im Süden des Gebiets auf israelische Truppen geschossen haben sollen.
Politische Dimension der Leichenrückgabe
Die Übergabe von getöteten Geiseln war Teil eines Deals, bei dem die Hamas zugesagt hatte, sowohl lebende als auch tote Geiseln gleichzeitig freizugeben. Doch viele der Leichname befinden sich weiterhin in Gaza, ihre Rückgabe erfolgt nur vereinzelt und unter fragwürdigen Umständen.
Beobachter in Israel sprechen deshalb von einem Versuch der Hamas, mit den sterblichen Überresten politisches Kapital zu schlagen. Die gezielte Inszenierung einer Leichenbergung – dokumentiert durch Drohnenbilder – verleiht diesen Vorwürfen nun neue Brisanz.
(VOL.AT)