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Gibt es heuer einen "Jahrhundertwinter"? Ein Wetterexperte klärt auf

Schneemassen und Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt. In den vergangenen Tagen häufen sich Medienberichte mit Warnungen vor einem "Jahrhundertwinter".
Schneemassen und Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt. In den vergangenen Tagen häufen sich Medienberichte mit Warnungen vor einem "Jahrhundertwinter". ©APA/HARALD SCHNEIDER
Kommt 2025 ein arktischer Extremwinter wie 1978/79? Zahlreiche Medien warnen – doch ein Meteorologe gibt Entwarnung: Der schwache Polarwirbel allein reicht nicht aus, um von einem Jahrhundertwinter zu sprechen.

In den vergangenen Tagen machten zahlreiche Schlagzeilen die Runde: Ein "Jahrhundertwinter" mit Temperaturen wie vor fast 50 Jahren soll drohen – das berichten unter anderem Euronews, Zeit und The Weather Channel. Ursache sei ein geschwächter Polarwirbel. Doch wie realistisch ist das wirklich?

Was hinter dem Polarwirbel steckt

Der sogenannte Polarwirbel ist ein Tiefdrucksystem in etwa 30 Kilometern Höhe über dem Nordpol. Er hält die kalte Polarluft dort zurück. Wenn dieser Wirbel instabil wird oder sich aufspaltet, kann Kaltluft in südlichere Regionen strömen. Meteorologen sprechen dann von einer gestörten Zirkulation.

Kein direkter Europa-Effekt durch La Niña

Auch La-Niña-Bedingungen im Pazifik gelten als Einflussfaktor. Doch laut Gernot Schütz, Wetterexperte des SWR, wirken sich diese nur indirekt auf das Wetter in Europa aus. Eine verstärkte Abkühlung im Pazifik muss nicht automatisch einen kalten Winter bei uns bedeuten.

Major Warming: Natürliches Phänomen

Der Polarwirbel kann durch sogenannte "Major Warmings" geschwächt werden – also plötzliche Erwärmungen in der Stratosphäre. Diese treten laut Schütz regelmäßig im Winter auf und sind kein Hinweis auf einen Extremwinter.

Klimawandel macht Extremwinter seltener

Schütz verweist auf den Klimawandel: Durchschnittlich seien die Winter heute milder. Ein Szenario wie 1978/79, mit Temperaturen bis minus 23 Grad, sei daher sehr unwahrscheinlich. Ein schwacher Polarwirbel allein reiche für solche Extrembedingungen nicht aus.

(VOL.AT)

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