Es braucht mehr als nur eine Wohnung
Wenn in Vorarlberg eine Familie mit sechs, sieben oder gar acht Mitgliedern ankommt, ist mehr als nur eine Wohnung gefragt. Es braucht Platz – und ein System, das mitwächst.
Denn für Familien auf der Flucht, die im Land Schutz suchen, ist nicht nur die Unterbringung entscheidend. Integration beginnt dort, wo Alltag möglich wird: im Kindergarten, in der Schule, im Sprachkurs.
"Eher die Ausnahme"
Derzeit sind es nur wenige Großfamilien, die in Vorarlberg im Rahmen der Grundversorgung leben. Sie gelten als Ausnahme, wie Daniel Allgäuer, Landesrat für Integration (FPÖ), bestätigt. Das hat strukturelle Gründe: Die meisten Unterkünfte im Land sind auf Einzelpersonen ausgelegt. Großfamilien benötigen jedoch eigene Quartiere – und eine andere Form der Betreuung.
Viele Familien sind zudem nicht gemeinsam geflüchtet, sondern wurden erst später durch Familiennachzug wieder vereint. Das macht die Organisation deutlich komplexer, erklärt Allgäuer. Die Quartiere für größere Familien seien "örtlich ausgewogen im Land verteilt", man versuche, sie möglichst geschlossen in größeren Wohnungen oder Häusern unterzubringen – nicht in Mehrbettzimmern.
Was passiert nach der Ankunft?
Mit der Ankunft ist es jedoch nicht getan. Kinder benötigen Bildungs- und Betreuungsplätze, Erwachsene sollen Sprachkenntnisse erwerben und einen Weg in den Arbeitsmarkt finden. Die Gemeinden stehen dabei vor denselben Herausforderungen wie bei allen Geflüchteten – nur in größerer Dimension. Wohnraum bleibt das drängendste Thema. Vor allem für Familien mit vielen Kindern gestaltet sich die Suche nach einer dauerhaften Lösung schwierig.
Keine Sonderregelungen
Eine formelle Definition, ab wann eine Familie als "Großfamilie" gilt, gibt es in Vorarlberg nicht. Die bekannten Fälle bewegen sich zwischen sechs und acht Personen. Eigene Programme oder Sonderregelungen für diese Gruppen existieren derzeit nicht.
- In der Grundversorgung sind im Sinne der Existenzsicherung vordergründig eine Unterbringung, Verpflegung und (Grund-)betreuung sichergestellt. Es sind keine speziellen Integrationsmaßnahmen für größere Familien in der Grundversorgung eingerichtet. Angeboten werden sowohl für Mitglieder von Großfamilien als auch für Kleinfamilien und Alleinstehende Alphabetisierungs- und Sprachkurse.
LR Daniel Allgäuer (FPÖ)
Wie andere auch, haben sie Zugang zu Sprach- und Integrationsmaßnahmen. Erwachsene können im Rahmen des "Vorarlberg-Kodex" gemeinnützige Tätigkeiten übernehmen – eine Maßnahme, mit der das Land Geflüchteten erste Schritte in den Alltag ermöglichen will. Der Kodex sieht vor, dass Asylwerber einfache Aufgaben für das Gemeinwesen übernehmen, etwa in Gemeinden oder Sozialeinrichtungen.
(VOL.AT)